Die Netzwerkkommune als Zukunftsidee

Vortrag von Dr. Klaus Effing im Studium Generale an der Hochschule Kehl

Wie könnte die Kommune der Zukunft aussehen? Mit dieser Frage hat sich Dr. Klaus Effing, Vorstand der KGSt, am vergangenen Donnerstag in einem spannenden Vortrag beschäftigt, der den Auftakt der Veranstaltungsreihe Studium Generale im Sommersemester 2025 an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl gebildet hat. Dr. Effing, der vor seiner langjährigen Tätigkeit in der öffentlichen Verwaltung selbst „Public Management“ an der heutigen Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen studiert hat, referierte in der Digitalveranstaltung für über 300 interessierte Zuschauer*innen, unter ihnen viele Kehler Studierende im ersten Semester.

Um die von der KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement) in den letzten Jahren entwickelte Idee der Netzwerkkommune vorzustellen, ging Dr. Effing in seinem Vortrag zunächst auf verschiedene Modelle kommunaler Steuerung ein, die sich seit Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 entwickelt hatten. „Die Begriffe Ordnungskommune, Dienstleistungskommune und Bürgerkommune zeigen relativ gut, was in den letzten Jahrzehnten in Deutschland wichtig war“, so Dr. Effing. In der Ordnungskommune wurde ihm zufolge Ende der 1940er Jahre zunächst ein starker Fokus auf Rechtstaatlichkeit gelegt, bevor die Dienstleisterkommune der 1960er Jahre Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt stellte und Bürger*innen erstmals als Kund*innen wahrgenommen wurden. In der sich anschließenden Bürgerkommune lag der Fokus primär auf sozialem Zusammenhalt und zunehmend auch auf politischen Aspekten.

Mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre beschäftige sich die KGSt nun seit einer Weile mit der Frage, ob es sinnhaft sein könnte, über ein neues Kommunenmodell nachzudenken. „Ich persönlich mag sehr den Begriff der ‚Verwaltungsevolution‘, also eine langsam voranschreitende Entwicklung, wo das Gute sich durchsetzt, und was nicht so gut läuft, obsolet wird. Und Verwaltungsevolution geschieht durch den Einfluss von Trends. Sind die derzeitigen kommunalen Verwaltungssysteme auf die aktuellen Trends ausreichend vorbereitet oder bedarf es einer neuen Art der Steuerung?“, stellte Dr. Effing in den Raum. Als Beispiele für solche aktuellen Entwicklungen nannte er u. a. technologische Trends wie die stark ansteigende Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) und gesellschaftliche Trends wie ein zunehmender Vertrauensverlust in den Staat. „Man darf niemals unterschätzen, was die Bürgerinnen und Bürger umtreibt. Wenn die Mülleimer nicht geleert werden in den Kommunen, wenn der Bus nicht pünktlich kommt, wenn die Schultoiletten defekt sind, dann führt das zu Verdruss und der Schlussfolgerung unter den Bürgerinnen und Bürgern, dass wenn etwas auf kommunaler Ebene nicht funktioniert, der Staat im Umkehrschluss auch nicht funktioniert. Wir müssen deshalb in den Kommunen schauen, dass wir die Interessen und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund stellen“, fasste der Referent zusammen.

An dieser Stelle käme nun die Idee der sog. Netzwerkkommune ins Spiel, unter der das KGSt das Zusammenkommen von Unterschiedlichkeit in Freiwilligkeit verstehen würde, so Dr. Effing. und führte weiter aus: „Die Netzwerkkommune ist von der Argumentation her systemisch ausgerichtet. Dies bedeutet konkret eine Betrachtung der Kommune in ihren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und staatlichen Zusammenhängen als ‚Ökosystem‘, in dem alle beteiligten Akteurinnen und Akteure in Wechselwirkung zueinander stehen. Managemententscheidungen müssen daher mit Blick auf diese Wechselwirkungen und im Sinne des Gemeinwohls und der Nachhaltigkeit getroffen werden.“

Zur Konkretisierung dieses Konzepts habe die KGSt zehn Merkmale einer zukunftsfähigen Verwaltung im Sinne einer Netzwerkkommune herausgearbeitet. Dazu gehören Aspekte wie kollaboratives Denken und Handeln, eine daten- und prozessorientierte Ausrichtung, nutzungsorientiertes Arbeiten und ein hohes Maß an Handlungs- und Anpassungsfähigkeit. „Manche der Merkmale sind auch ein bisschen Wunschdenken“, gibt Dr. Effing zu und nennt das Prinzip evidenzbasierter Entscheidungen als Beispiel. „Wer schon mal Erfahrungen im kommunalpolitischen Bereich gemacht hat, der weiß, dass die politische Steuerungslogik eine völlig andere ist als eine Steuerungslogik im kommunalen Managementsystem. Da prallen Welten aufeinander. Politik funktioniert sehr anders als Verwaltung, und das ist sehr wichtig, dass man das anerkennt und akzeptiert, und die Politik aus der Verwaltung heraus in die Lage versetzt, ihre Entscheidungen gut zu treffen.“

Zum Abschluss seines Vortrags ging der Referent noch auf die Frage ein, ob Kommunen nicht schon immer in Netzwerken handeln würden und die Idee der Netzwerkkommune von daher nicht neu sei. Ein Stück weit würde das stimmen, so Dr. Effing, aber die Potentiale seien an der Stelle noch lange nicht vollständig ausgereizt: „Aus Sicht der KGSt haben wir das Netzwerk noch nicht zum Führenden gemacht. Wir wollen das künftig noch aktiver nutzen.“

 

Foto (Dr. Klaus Effing): Dr. Klaus Effing, Vorstand der KGSt

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