Ein Beitrag von Bettina Eiband, Martin Medla, Romy Merlin, Simon Seifried und Jana Vierling*
Julia Anna Ott, derzeit Studentin im Bachelorstudiengang Public Management an der Hochschule Kehl, hat eine in der 50‑jährigen Geschichte der Hochschule beispiellose Doppelrolle inne: Sie ist die erste Studierende, die gleichzeitig die Ämter des AStA- und SSV-Vorstands bekleidet. Geboren in der Lutherstadt Wittenberg und mittlerweile beheimatet in Offenburg übernahm die 29-Jährige ihre beiden Ämter am 1. Juni 2023.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist das zentrale Organ der Studierendenschaft an deutschen Hochschulen. Er fungiert als die erste Anlaufstelle und das Sprachrohr der Studierenden. Die Aufgabe des AStA ist es, die Interessen und Anliegen der Studierenden zu vertreten, sowohl in hochschulpolitischen als auch in sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Belangen. Der AStA bietet auch Unterstützung für Studierende, die Fragen zur Hochschule haben oder mit Problemen im Studium konfrontiert sind. Die Mitglieder des AStA setzen sich aktiv für die Belange der Studierenden ein und sind in verschiedenen hochschulischen Gremien wie etwa dem Senat vertreten. Sie organisieren darüber hinaus politische Bildungsveranstaltungen und bemühen sich um Chancengleichheit innerhalb der Studierendenschaft.
Die Studierendenselbstverwaltung (SSV) ist im Gegensatz dazu ein unabhängiges Freizeitorgan. Sie bietet den Studierenden zahlreiche Möglichkeiten, sich außerhalb des Studiums ehrenamtlich zu engagieren, kreativ tätig zu werden und neue Freundschaften zu knüpfen. Die SSV der Hochschule Kehl organisiert sich in Referaten, wie beispielsweise dem Kultur- und Sozialreferat, dem Sportreferat oder dem Queer-Referat, und spielt damit eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Hochschulalltags. Mit ihrem Angebot an Sportprogramm, Sozialaktivitäten und Veranstaltungen wie dem jährlichen Sommerfest ist die SSV für das studentische Leben außerhalb der Vorlesungssäle von großer Bedeutung und trägt dazu bei, eine vielfältige und lebendige Studierendengemeinschaft zu schaffen.
Im Sommersemester 2023 wurde nun Julia Anna Ott aufgrund ihres herausragenden Engagements in den Vorstand beider Organe gewählt. In den AStA-Wahlen erhielt sie die meisten Stimmen, was sie zur 1. Vorstandsperson des AStA machte, und auch bei der SSV-Wahl konnte sie durch ihren Wahlerfolg den Posten der 1. Vorsitzenden übernehmen. Obwohl sie aufgrund ihres Pendelns von Offenburg zur Hochschule manchmal nicht an allen gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen konnte und daher nicht sehr bekannt war, konnte sie das Vertrauen ihrer Mitstudierenden gewinnen.
Bevor ihre Wahl auf den Bachelorstudiengang Public Management (BPM) an der Hochschule Kehl fiel hat Julia Anna Ott zunächst die Ausbildung zur Sozialversicherungsangestellten abgeschlossen. Diese berufliche Erfahrung und die Zeit, die sie anschließend in der Verwaltung der kleinen Gemeinde Hofstetten im Ortenaukreis verbracht hat, motivierten sie, sich mit Beginn ihres Studiums im AStA und in der SSV zu engagieren. In Hofstetten konnte sie erleben, wie man mit Wissen, Entschlossenheit und Durchsetzungsvermögen viel bewirken kann. Ihr Ziel ist es, bereits während ihrer Studienzeit einen Beitrag zur Hochschulgemeinschaft zu leisten, anstatt dies erst im Berufsleben zu tun.
In ihrer Doppelrolle als AStA- und SSV-Vorsitzende hat Julia Anna Ott bereits einige Herausforderungen bewältigt. Eine der anfänglichen Schwierigkeiten bestand darin, die Aufgaben des AStA und des SSV voneinander zu unterscheiden und in Sitzungen beide Rollen getrennt zu betrachten. Sie möchte sich dahingehend noch weiter verbessern, indem sie u. a. eine frühzeitige und reibungslose Übergabe von Aufgaben an die nachfolgenden Studierenden in der SSV sicherstellt. Die Herausforderung der Zeiteinteilung zwischen ihren Ämtern im AStA, der SSV und ihrem Studium bewältigt sie, indem sie Termine sorgfältig koordiniert. Sie erhält dabei Unterstützung von ihrem Team, den Mitgliedern des AStAs und der SSV. Die Zusammenarbeit zwischen dem AStA und der SSV gestaltet sich eng und effektiv und ihre Doppelrolle bietet den Vorteil, dass Julia Anna Ott bei Bedarf Ressourcen und Unterstützung zwischen beiden Gremien austauschen kann. Darüber hinaus arbeitet sie vertrauensvoll mit der Verwaltung der Hochschule zusammen.
Ihre Ziele für die Amtszeit umfassen eine strukturiertere Organisation großer Veranstaltungen wie dem Sommerfest der SSV, bei welchem mehr als 2.000 aktive und ehemalige Studierende zusammenkommen, oder auch dem Bachelorball des AStA für die jährlich über 400 Absolventinnen und Absolventen und ihre Angehörigen. Darüber hinaus steht sie in engem Kontakt mit dem Studierendenrat der Ludwigsburger Hochschule für Verwaltung und Finanzen, welcher mit dem AStA der Hochschule Kehl vergleichbar ist. Eine Vision von Julia Anna Ott ist der gemeinsame Aufbau eines Netzwerks, um die Beziehungen zwischen den beiden einzigen Hochschulen für öffentliche Verwaltung in Baden-Württemberg zu stärken und positive Synergieeffekte zu nutzen: „Die Studierenden der beiden Hochschulen bilden die Verwaltungselite von morgen und die Zukunft des Landes Baden-Württemberg“, so Julia Anna Ott im Gespräch. „Von einer besseren Beziehung und einem funktionierenden Netzwerk zwischen Ludwigsburg und Kehl können wir [die Studierenden, a. d. Red.] nur profitieren.“
Nach dem Ende ihrer Amtszeit als SSV- und AStA-Vorsitzende wird Julia Anna Ott im Juli 2024 in die Praxisphase eintreten. Sie kann sich jedoch vorstellen, erneut für ein Amt in den Gremien der Hochschule zu kandidieren, vorausgesetzt sie findet auch in der 14-monatigen Praxisphase eine so gute Vereinbarkeit von Studium und Freizeit wie derzeit. Gleichzeitig möchte sie auch die Arbeit des Ausbildungspersonalrats (APR) genauer kennenlernen, welcher sich im Sinne der Personalvertretung für die Rechte der Studierenden gegenüber der Hochschulleitung stark macht. Besonders liegt es Julia Anna Ott am Herzen, ihr gesammeltes Wissen an die nächsten AStA- und SSV-Vorstände weiterzugeben.
Und wie soll es nach dem Studium weitergehen? Möglicherweise plant Julia Anna Ott bereits eine künftige Kandidatur für das Amt der Bürgermeisterin: „Das Organisieren und Planen, aber auch das Anleiten, das Fordern und Fördern von Menschen, das liegt mir einfach. Da passt das schon gut, an der ‚Bürgermeisterinnenschmiede‘ in Kehl zu studieren.“
*Diesen Beitrag haben Studierende im Rahmen des Teilmoduls „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ im Vertiefungsstudium des Bachelorstudiengangs Public Management erstellt.