Promotion an der Hochschule Kehl ermöglicht

Ein Beitrag von Luisa Abend, Johanna Asal, Luis Dreher, Mia Ehrmann und Anna Strotmann*

Promovieren an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl? Bisher war es lediglich an anerkannten Universitäten möglich, einen Doktortitel zu erhalten, doch seit September 2022 besitzt der Verband Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg e.V. nun ebenfalls das Promotionsrecht. Dem Verband gehören 21 staatliche und drei kirchliche Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg an, unter ihnen auch die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Die frühere Wissenschaftsministerin Theresia Bauer wollte für Absolventinnen und Absolventen der HAW einen neuen Weg eröffnen, sich wissenschaftlich weiterzuentwickeln und zugleich die HAW als Institution stärken. Damit ist Baden-Württemberg eines der wenigen Bundesländer in Deutschland, welches die Möglichkeit der Promotion an Hochschulen bietet.

Bis September 2022 konnte die Hochschule Kehl lediglich durch die Bereitstellung von Zweitbetreuern zu Promotionen beitragen. Hierzu wurde ein Kooperationsvertrag mit der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer geschlossen.

In Zukunft wird durch den gemeinsamen Promotionsverband, dem zum aktuellen Stand 223 Professorinnen und Professoren angehören, der Doktorgrad verliehen. Die Hochschule Kehl wird hierbei durch die Professoren Dr. Michael Frey, Dr. Mathias Hong, Dr. Jan Kepert, Dr. Andreas Pattar und Dr. Patrick Terry vertreten. Auch Rektor Prof. Dr. Joachim Beck ist Mitglied des Promotionszentrums. Für den Beitritt in das Promotionszentrum sind dabei hohe Hürden gesetzt. In der Verordnung des Wissenschaftsministeriums über die Verleihung des Promotionsrechts an den Promotionsverband der Hochschulen für angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg heißt es in § 3 „Ausreichende Forschungsaktivitäten sind durch fachlich einschlägige wissenschaftliche Publikationen nachzuweisen.“ Für die Aufnahme in das Promotionszentrum muss die entsprechende Lehrkraft daher über eine besondere Forschungsstärke und Forschungsaktivität verfügen. Die Forschungsstärke wird dabei durch fachkulturell differenziert festgelegte Bewertungskriterien bestimmt. Sowohl Rektor Beck als auch Prorektor Prof. Dr. Hansjörg Drewello merken an, dass es bei den Professorinnen und Professoren, die Mitglied im Promotionszentrum sind, ein Ungleichgewicht zwischen den Fakultäten gibt. Derzeit ist Rektor Beck im Zentrum alleiniger Vertreter der Fakultät II „Wirtschafts-, Informations- und Sozialwissenschaften“.

Wer sich nun auf den Weg zum Doktortitel begeben möchte, muss einige Voraussetzungen erfüllen: Neben einem Masterabschluss mit hervorragender Leistung bedarf es eines Nachweises über eine ausgeprägte Kompetenz im wissenschaftlichen Arbeiten. Außerdem muss ein Antrag beim Promotionsausschuss gestellt werden. Zudem muss das Themenfeld der Promotion innerhalb der Forschungsschwerpunkte der Hochschule Kehl liegen.

Der Zuspruch des Promotionsrechts an den Hochschulverband Baden-Württemberg ist für die Hochschule Kehl in mehrerer Hinsicht ein großer Gewinn. Im Wettbewerb um die schlausten Köpfe profitiert die Hochschule ungemein, da sie künftig forschenden Mitarbeitenden die Möglichkeit eröffnen kann, zu promovieren. Dementsprechend ist es möglich, den eigenen Nachwuchs selbst vollständig ausbilden. Die Stellenausschreibungen erlangen damit ebenfalls einen höheren Grad an Attraktivität. Darüber hinaus ist Rektor Beck besonders stolz darauf, durch den Zuspruch des Promotionsrechts eine Kontinuität des Bildungsweges an der Hochschule herstellen zu können. Dies bedeutet, dass für Interessierte ein fortlaufender Weg vom Bachelor- über den Masterabschluss bis hin zum Doktortitel eröffnet wird.

Die Promotion an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bietet im Vergleich zum bisherigen klassischen Weg, welcher ausschließlich über die Universitäten möglich war, einige zusätzliche Vorteile. Das Promovieren ist nun zum einen berufsbegleitend möglich. Daher bringen Doktorandinnen und Doktoranden bereits einiges an Praxiserfahrung mit und haben einen anderen Blickwinkel und ein anderes Verständnis für Problemstellungen. Zudem wissen sie, worauf sie sich mit der Promotion einlassen. Darüber hinaus kann eine individuellere und intensivere Betreuung der Promovierenden, auch durch die lokale Nähe, sichergestellt werden. Allerdings ergeben sich durch die strukturellen Unterschiede von Hochschule und Universität einige Schwierigkeiten. Dabei ist allerdings auch festzuhalten, dass der Unterschied von Universität und Hochschule im Ausland tendenziell als nicht relevant angesehen wird.

Derzeit kann die vorherrschende Nachfrage auf das attraktive Angebot der Promotion an der Hochschule Kehl noch nicht abschließend gedeckt werden: „Die Ressourcen unserer Hochschule sind sehr begrenzt, im Gegensatz zu den Universitäten hat die Hochschule ein höheres Lehrdeputat. Das bedeutet die verfügbare Zeit, um Promotionsvorhaben zu begleiten, ist begrenzt“, so Prorektor Drewello. Aktuell werden noch keine Promotionen betreut, denn aktuell sind auch die Kriterien der Qualitätssicherung noch nicht festgelegt und das Qualitätskonzept noch nicht entwickelt. Dies wird sich jedoch in absehbarer Zeit ändern und Rektor Beck freut sich bereits auf das, was kommt: „Der fachliche Diskurs kann durch die Hochschule Kehl auf diese Weise begleitet und stimuliert werden, das ist einfach schön!“

Vorläufig ist das Promotionsrecht auf das Jahr 2029 befristet, allerdings besteht bei einer positiven Evaluierung die Möglichkeit einer Verlängerung. Dies entscheidet der wissenschaftliche Beirat, welcher das Promotionsverfahren ebenfalls begleitet.

 

*Diesen Beitrag haben Studierende im Rahmen des Teilmoduls „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ im Vertiefungsstudium des Bachelorstudiengangs Public Management erstellt.

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