Ein Beitrag von Robin Axtmann, Tobias Branitsch, Johanna Mokry, Silas Pfaff und Marco Russo*
Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Studium zum Diplom-Verwaltungswirt an der Hochschule Kehl und einem darauffolgenden Aufbaustudium im Bereich des Europäischen Verwaltungsmanagements startete Manuel Tabor im Jahr 2007 seine Verwaltungslaufbahn als Rechnungsamtsleiter bei der Gemeinde Seewald im Landkreis Freudenstadt. Bereits drei Jahre später wurde Tabor in das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Appenweier im Ortenaukreis gewählt, welches er im Januar 2011 antrat und in das er 2018 wiedergewählt wurde.
Am 17. September 2023 gewann Tabor die Wahl zum Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Achern, ebenfalls im Ortenaukreis. Studierende der Hochschule Kehl nutzten diese Gelegenheit für ein Interview mit Tabor, um mehr über seinen Werdegang zu erfahren.
Guten Tag Herr Tabor und vielen Dank für die Möglichkeit dieses Interviews. Gerade zum aktuellen Zeitpunkt, an dem Sie noch Bürgermeister der Gemeinde Appenweier und bald Oberbürgermeister der Stadt Achern sind, ist Ihr Terminkalender bestimmt gut gefüllt.
Tabor: Ja, sehr gerne. Auch mit dem vollen Terminkalender eines Bürgermeisters versucht man natürlich möglichst flexibel zu sein und einen solchen Termin gerne wahrzunehmen.
Herr Tabor, welche Gründe haben Sie dazu motiviert, sich als Oberbürgermeister zu bewerben, nachdem Sie bereits als Bürgermeister tätig sind?
Tabor: Ganz wichtig ist hier festzuhalten, dass es keine alleinige Entscheidung ist, sondern die Familie einen solchen Weg auch immer mitgehen muss. An meiner bisherigen Wirkungsstätte in Appenweier habe ich tolle Kollegen, Gremien und Projekte sowie einen guten Rückhalt in der Bevölkerung, daher ist es definitiv keine einfache Entscheidung, sich von hier eine neue Stelle zu suchen. Es war viel mehr eine Abwägungssache. Nachdem ich bereits knapp 13 Jahre im Amt des Bürgermeisters bin und gleichzeitig noch viele Dienstjahre vor mir liegen, stellte sich einfach die Frage, ob es sich über einen längeren Zeitraum vielleicht auch für die Bevölkerung etwas abschleift, wenn man stets an derselben Wirkungsstätte tätig ist. Neue Impulse fallen dann schwer. Die Möglichkeit der Kandidatur in meiner Geburtsstadt Achern war eine einmalige Konstellation und gab mir gleichzeitig die Chance auf eine persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Ab der Entscheidung zur Kandidatur entwickelte sich dann eine gewisse Eigendynamik.
Worin liegt für Sie der Unterschied zwischen dem Amt des Bürgermeisters und des Oberbürgermeisters? Welche Aufgaben gehen da für Sie speziell mit einher?
Tabor: Die grundsätzlichen Aufgaben wie der Vorsitz im Gemeinderat, die Leitung der Verwaltung und Repräsentanz der Gemeinde bleiben natürlich die gleichen. Einer der großen Unterschiede ist die Leitungsspanne. In Appenweier bin ich bisher für rund 180 Mitarbeiter verantwortlich, während es in Achern über 500 sein werden. Auch die politische Steuerung als Oberbürgermeister wird eine andere als bisher sein und damit mehr im Fokus stehen. Meine aktuelle Einschätzung ist, dass sich die eigene Arbeitsweise ebenfalls ändern wird und künftig weniger im operativen als mehr im repräsentativen und Steuerungsbereich liegen wird.
Mit Blick auf den Wahlkampf zwischen Ihrer Wahl zum Bürgermeister in Appenweier und Oberbürgermeister in Achern – gab es hier besondere Unterschiede?
Tabor: Es gibt definitiv Unterschiede im Wahlkampf zwischen einer Gemeinde mit knapp 10.000 und einer Großen Kreisstadt mit rund 27.000 Einwohnern. Einer der Unterschiede liegt dabei beispielsweise in den verwendeten Wahlkampfmitteln. Während in kleineren Gemeinden noch ein Haustürwahlkampf möglich ist, sind in größeren Kommunen andere Methoden erforderlich. Einen besonderen Unterschied konnte ich im Vergleich der Wahl 2010 zu der Wahl in diesem Jahr erkennen. Der Wahlkampf mit sozialen Medien und die damit verbundene Schnelligkeit der Interaktion mit den Menschen ist heutzutage eine ganz andere als bei meiner ersten Wahl. Während man damals Briefe von Wählern beantwortet hat, liegt man heute auch mal mitten in der Nacht mit dem Handy im Bett und beantwortet Kurznachrichten. Die Erwartungshaltung der Bevölkerung an einen Bewerber für ein solches Amt hat sich ebenfalls gewandelt. Viele erwarten eine umgehende und passgenaue Antwort auf ihre Nachricht und ihr spezielles Anliegen. Zudem ist die Bevölkerung derzeit polarisierter als dies früher der Fall war, viele haben sich vom politischen Diskurs verabschiedet.
Welche besonderen Erfahrungen oder Lektionen aus Ihrer Zeit als Bürgermeister nehmen Sie mit, die Ihnen als Oberbürgermeister nützlich sein könnten?
Tabor: Ich denke, man kann viele Erfahrungen mitnehmen, gerade wenn man aus dem aktuellen Amt direkt in ein anderes wechselt. Viele Dinge bei der Arbeit sind identisch, sei es die Sitzungsleitung oder politische Arbeit innerhalb der Gremien, der Umgang mit den Menschen und Vereinen oder auch die Mitarbeiterführung. Die gesammelten Erfahrungen als Bürgermeister sind also auch im künftigen Amt für mich sicherlich sehr wertvoll.
Was denken Sie, wie sich der Wechsel vom Bürgermeister zum Oberbürgermeister auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auswirken wird?
Tabor: Ich habe das Amt bisher bereits sehr zeitintensiv gelebt. Momentan gehen meine Frau und ich daher davon aus, dass der Unterschied für die Familie nicht all zu groß sein wird. In Appenweier bin ich mit der Arbeit im Rathaus als auch als Repräsentant der Gemeinde schon stark eingebunden und viel unterwegs. Auch durch die Vereinsarbeit mit immerhin fast 100 Vereinen hatte ich bereits viele Termine, auch an Wochenenden. Ich gehe daher eher davon aus, dass sich die inhaltliche Art der Tätigkeit und nicht die zeitliche Dimension verschieben wird.
Welche spezifischen Ziele haben Sie für die Stadt Achern als Oberbürgermeister, die sich von Ihren Zielen als Bürgermeister in Appenweier unterscheiden?
Tabor: Die Ziele unterscheiden sich bereits anhand der Größe der Kommune. Während in einer Stadt wie Achern manche Themen dringend anzugehen sind, kann es sein, dass das gleiche Thema in einer kleineren Kommune nicht dem gesellschaftlichen Bedarf entspricht. Große Themen für mich werden in Achern unter anderem die sozialen Angebote der Stadt zur Unterstützung der Einwohner als auch der kommunale, beziehungsweise soziale Wohnungsbau sein. Achern ist als Mittelzentrum zudem wichtiger Anlaufpunkt für viele Umlandgemeinden. Damit verbunden bedarf es der Schwerpunkte ärztliche Versorgung, attraktiver Einzelhandel oder eine kulturell hochwertige Innenstadt.
Abschließend noch die Frage, welche persönlichen Herausforderungen als OB auf Sie zukommen werden?
Tabor: Eine der Herausforderungen, die auch meine Familie betreffen wird, ist einen neuen Alltag zu etablieren. Gerade als Familie mit kleinen Kindern sind ein gewisser Rhythmus und Planbarkeit sehr wichtig. Aber auch vieles drumherum wird sich ändern, was bereits mit dem Dienstort beginnt und über das Kennenlernen der neuen Mitarbeiter in Achern fortgeführt wird. Im neuen Amt ist es natürlich auch eine Herausforderung sowohl die Prozesse innerhalb der Stadtverwaltung als auch die politischen Akteure zu verinnerlichen und im Detail kennenzulernen. Ich denke, eine gewisse Offenheit für Veränderungen und gleichzeitig die Treue zu sich selbst sind hierbei eine gute Hilfe.
Vielen herzlichen Dank für das Interview und die Einblicke in Ihre Tätigkeit!
*Diesen Beitrag haben Studierende im Rahmen des Teilmoduls „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ im Vertiefungsstudium des Bachelorstudiengangs Public Management erstellt.