Grenzen begehen, Europa erleben, Geschichte erinnern

Deutsch-französischer Borderwalk zwischen Kehl und Straßburg

Anlässlich des deutsch-französischen Tages 2024 hat die Hochschule Kehl alle Interessierten am 25. Januar 2024 zu einem Borderwalk zwischen Kehl und Straßburg eingeladen.

„Borderwalk“ bedeutet dabei eine Führung an der und über die Grenze. Auf einer Strecke von über drei Kilometern wurden verschiedene Stationen abgelaufen, an denen historische, politische und rechtliche Aspekte der Grenzzone erkennbar wurden. Stationen wie eine Straßenbahnstelle als komplexes grenzüberschreitendes Mobilitätsprojekt oder der Bahnhof als Transitraum für prominente Flucht- und Migrationsgeschichten haben den Teilnehmenden die geschichtlichen und aktuellen Besonderheiten einer Grenzregion bewusst gemacht.

Geführt wurde der Borderwalk von Prof. Dr. Michael Frey, der an der Hochschule Kehl unter anderem zu grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Europa lehrt und forscht. Gemeinsam mit den über 80 Teilnehmenden wurden die Besonderheiten der Grenze reflektiert und mit juristischem, gesellschafswissenschaftlichem und ökonomischem Wissen untermauert.

 

Stationen des Borderwalks

Wichtiger Besichtigungsort waren u. a. die Tramhaltestelle „Hochschule Kehl / Läger“. Hier wurde die Besetzung der Stadt Kehl nach dem Zweiten Weltkrieg und ihre historische und geografische Rolle als Brückenkopf thematisiert. Weiter ging es durch die Kehler Innenstadt, welche, wie auch Straßburg, von den vier Grundfreiheiten der EU profitiert (freier Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital im gesamten Gebiet der EU) und sich dadurch teilweise an den Wünschen der Nachbar*innen orientiert. So tragen bspw. die Kehler Apotheken neben dem roten A auch das grüne Kreuz französischer Apotheken als Symbol und viele Einzelhändler*innen sprechen Deutsch und Französisch. Halt machten die Teilnehmenden auch auf dem Marktplatz an der Eisengussfigur Mutter Kinzig, welche Teil der deutschen Erinnerungskultur ist. Richtung Rhein stoppte der Borderwalk an der Zoll-/Bundespolizeistation von Deutschland und Frankreich, wo die gemeinsamen Einsatzwägen aufmerksam betrachtet und spannenden rechtlichen Besonderheiten gelauscht wurde. Dass auch Kehl eine Kriegsgeschichte hat wurde den Teilnehmenden spätestens beim Besuch der Villa Schmidt bewusst, welche 1914 auf den Festungsgrundmauern der ehemaligen Südbatterie erbaut wurde. Weiter spazierten die Teilnehmenden an der Rheinpromenade entlang zur Passerelle des Deux Rives und erfuhren beim Übergehen auf die französische Seite Wissenswertes zum grenzüberschreitenden Brückenbau. Dort besichtigten sie den Sherman-Panzer, welcher als Denkmal an den Zweiten Weltkrieg dient. Auch hielt die Gruppe am deutsch-französischen Kindergarten an, ehe sie mit der Tram zurück an die Hochschule fuhr.


Informationsgespräche

Nach der Rückkehr der Gruppe an den Campus der Hochschule Kehl konnten sich die Teilnehmenden noch untereinander und mit geladenen Expert*innen zu verschiedenen Aspekten der Grenze austauschen:

Was bedeutet(e) der Grenzübertritt gestern und heute? Wann werden Grenzen in unserem scheinbar grenzenlosen Europa doch ersichtlich? Wie kreativ muss grenzüberschreitende Projektarbeit sein, wenn verschiedene Rechtsprechungen und Verfahren aufeinandertreffen? Wie sieht ein wirklich grenzüber-schreitendes Leben heute aus?

Bei den lockeren Gesprächsrunden rund um mehrere thematische Informationsstände gab es ausgiebig Gelegenheit, sich über das auf dem Borderwalk Gesehene und Gehörte auszutauschen und sich zu vernetzen.

 

Die Hochschule Kehl – eine (zunehmend) europäische Verwaltungshochschule

Die Hochschule Kehl gestaltet und entwickelt die öffentliche Verwaltung seit den 70er-Jahren, indem sie junge Menschen für einen Tätigkeit in der Kommunal- und Landesebene in ihren zwei Bachelor- und vier Masterstudiengängen ausbildet. Durch die grenznahe Lage legt die Hochschule einen besonderen Fokus auf Europa-Themen und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Beziehungen zu Frankreich und Straßburg sind dabei von besonders hoher Bedeutung, weswegen die Hochschule 2024 erstmals den deutsch-französischen Tag ausrichtet und die Bedeutsamkeit der deutsch-französischen Beziehungen und eines starken Europas herausstellen möchte.

 

Der Deutsch-Französische Bürgerfonds

Finanziert wurde die Veranstaltung vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds. Dieser berät, vernetzt und finanziert Projekte, die die deutsch-französische Freundschaft und Europa in der Breite der Bevölkerung erlebbar machen. Er fördert eine Vielzahl an Formaten und Themen, ist niedrigschwellig und steht allen Akteur*innen der Zivilgesellschaft offen.

Der Bürgerfonds geht auf den im Jahr 2019 zwischen Deutschland und Frankreich geschlossenen Vertrag von Aachen zurück und wurde im April 2020 eingerichtet. Er wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) umgesetzt und wird zu gleichen Teilen von der Bundesregierung und der französischen Regierung finanziert.

 

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