Innovative Rathäuser als Motoren nachhaltiger Kommunalentwicklung
Wie nachhaltige Kommunalentwicklung gelingen kann, das weiß Kommunalentwickler Albert Geiger ganz genau, und so hat er Studierende der Hochschule Kehl kürzlich in seine Geheimnisse eingeweiht und wertvolle Tipps gegeben.
Am Beispiel der Stadt Ludwigsburg, welche bereits 2014 für ihr besonderes Verwaltungskonzept den deutschen Preis für integriertes Nachhaltigkeitsmanagement erhalten hat (Nachhaltigkeit auf den Ebenen Gesellschaft, Natur und Wirtschaft), erörterte Geiger, wie eine Verwaltung am Puls der Zeit arbeiten und dabei die Daseinsvorsorge mit immer größeren Herausforderungen bewerkstelligen kann. „Die Verwaltung muss mittels geeigneter Instrumente und Methoden in der Lage sein, die immer schneller und komplexer werdende Welt und ihre Thematiken zu begleiten und zu beeinflussen. Sie ist die einzige Institution, welche ständig bemüht ist, ein Gleichgewicht zwischen den Feldern Soziales, Ökologie und Ökonomie aufrechtzuerhalten“, sagte Albert Geiger, welcher konstatierte, dass sich die Verwaltung ständig weiterentwickeln muss, um nicht von der Transformation abgekoppelt zu werden. Fragen, die ihn bei seiner Arbeit stets interessieren, sind bspw.: „Wie sieht die Stadtgesellschaft aus? Wie entwickelt sich die Umwelt ums Rathaus? Welche Bedeutung hat das? Und wie kann das Rathaus dann das tun, was die Menschen in der Stadt brauchen bzw. was getan werden muss, damit es eine gute Zukunft gibt?“
Bei allem, was die Verwaltung tue, gehe es immer um das Gemeinwohl. „Die Verwaltungen sind dazu da, das Gemeinwohl sicherzustellen und Teilhabe zu ermöglichen. Und das bedeutet, sich den aktuellen Themen anzunehmen“, fasst der Kommunalentwickler zusammen. Er selbst habe während seiner aktiven Zeit in der Ludwigsburger Rathausverwaltung als Entwickler und Leiter des neu gegründeten Referats für Nachhaltige Stadtentwicklung Ludwigsburg (bis 2017) und als Leiter des Bürgerbüros Bauen (bis 2022) mitgestalten und miterleben dürfen, wie eine Stadtverwaltung immer komplexer werdende Themen bearbeiten kann, indem sie ihre internen Abläufe verbessert.
Als wichtige Transformationsvoraussetzung in der Verwaltung definierte Geiger die Gründung neuer Organisationsformen und die Etablierung einer Vernetzungskultur aller Bereiche der Stadtpolitik und der Bürger*innen, insbesondere bei den Themen Bildung, Integration und Mobilität. „Bei aller Liebe zu den Strategien – es sind die Menschen, die das zentrale Schmiermittel einer funktionierenden Verwaltung darstellen. Daher kommt denjenigen mit Führungsverantwortung noch einmal eine besondere Rolle zu“, sagte Geiger. Diese, führte er fort, sollten wie keine anderen in der Lage sein, Visionen und Ziele zu formulieren, ziel- und ergebnisorientiert zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen, zu kommunizieren und Aufgaben zu delegieren, und dabei anderen etwas zuzutrauen. „Liebe Studierende, überlegen Sie sich ab heute, wie Sie nach Ihrem Studium Menschen und sich selbst führen wollen. Dies wird die Kultur des Miteinanders und damit die Arbeit der Verwaltung an sich prägen“, appellierte der Kommunalentwickler an die Zuhörer*innen und sprach ihnen gleichzeitig Mut zu, ihre Spuren in der Welt zu hinterlassen, gerade, wenn sie der Meinung sein sollten, dass die vorherigen Generationen zu wenig bei einem bestimmten Thema getan haben. „Bitte brennen Sie für Ihre Themen, wie Integration und Migration, Klimawandel, Digitalisierung, Globalisierung, und agieren dabei generationengerecht, um auch den nächsten Generationen noch ähnliche Chancen, wie wir sie haben, einzuräumen. Vernetzen Sie sich und Ihre Kommunen zudem miteinander, denn die komplexe und immer schneller werdende Welt muss von vielen Köpfen begriffen und durchdacht werden. Dass eine einzelne Person unser aller Zukunft denkt, funktioniert nicht mehr.
Der Vortrag von Albert Geiger fand im Rahmen der Vortragsreihe Studium Generale an der Hochschule Kehl statt. Weitere Veranstaltungen dieses Semester sind:
19.12.2024 | 18.30 – 20.00 Uhr:
Jeder Mensch mag gemocht werden – Erfahrungen aus 16 Jahren Streetwork | Vortragende Personen: Florian Nägele, Streetworker (Leiter aufsuchende Sozialarbeit Streetwork und Wohnungslosenhilfe, Arkade e.V. Ravensburg
Diese Veranstaltungen werden in Kooperation mit der Umweltakademie Baden-Württemberg und dem Referat für Technik- und Wissenschaftsethik durchgeführt.
Foto (Jürgen Bach): Albert Geiger hält einen Vortrag über innovative Rathäuser als Motoren nachhaltiger Kommunalentwicklung