Seit bald zehn Jahren ist die Etablierung einer vielfältigen Verwaltungskultur gesetzlich verbrieftes Ziel in Baden-Württemberg. Bis der Anteil der Verwaltungsbeschäftigten mit Migrationsgeschichte ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung im Land entspricht, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Was es braucht, damit Vielfalt zur Selbstverständlichkeit auf allen Ebenen der Verwaltung im Land wird, ist Gegenstand eines Projekts von der Führungsakademie und der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl, welches vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert wird.
Der Koalitionsvertrag von Grünen und CDU 2021-2026 sieht vor, die Interkulturelle Öffnung der Landesverwaltung Baden-Württemberg zu unterstützen. Dabei sollen mehr Menschen mit Migrationsgeschichte für den öffentlichen Dienst gewonnen werden. Ziel ist es dabei, langfristig den Anteil von Beschäftigten mit Migrationsgeschichte in der Verwaltung entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in Baden-Württemberg zu erhöhen. Auch im Gesetz zur Verbesserung von Chancengerechtigkeit und Teilhabe (PartIntG BW), das Ende 2015 in Kraft getreten ist, wurden bereits Ziele zur interkulturellen Öffnung der öffentlichen Verwaltung gesetzt. Die interkulturelle Kompetenz der Beschäftigten in der Landesverwaltung gilt es zu fördern, um die Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationsgeschichte im Verwaltungshandeln stärker zu berücksichtigen, Potenziale wahrzunehmen und Zugangsbarrieren abzubauen.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration hat die Führungsakademie damit beauftragt, diese Themen weiter voranzubringen und dabei Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, welche die weitere interkulturelle Öffnung der Landesverwaltung und ihrer nachgeordneten Bereiche befördern.
Neben dem Auftrag an die Führungsakademie ging ein zweiter Auftrag an die Hochschule Kehl. Um die kulturelle Vielfalt in den Verwaltungen zu erhöhen, muss der Blick auch auf die Karrierewege in den öffentlichen Dienst gerichtet werden. Einen wesentlichen Karriereweg bilden hier die Bachelorstudiengänge der Hochschulen Kehl und Ludwigsburg, in welchen Fachkräfte für den gehobenen Verwaltungsdienst ausgebildet werden. Dieser Fokus ist umso wichtiger, da bereits bei den Studierenden in den Verwaltungsstudiengängen Menschen mit Migrationsgeschichte deutlich unterrepräsentiert sind. Hier setzt das Teilprojekt der Hochschule Kehl an. In einem ersten Schritt wird die IST-Situation an der Hochschule Kehl, in den Kommunen und insbesondere unter den potentiellen Studieninteressierten untersucht.
Aufbauend auf den Erkenntnissen werden in einem zweiten Schritt datenbasiert Maßnahmen entwickelt, mit denen der Anteil von Studierenden mit Migrationsgeschichte nachhaltig erhöht werden kann. Flankiert wird das Projekt durch den Aufbau eines Monitoringverfahrens, mit der die Zielerreichung langfristig überprüft werden kann, sowie durch Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung. Geleitet und umgesetzt wird das Projekt an der Hochschule Kehl von Clara Arnold, Prof. Dr. Dr. Frank Drzensky, Prof. Dr. Beatrice Hurrle und Prof. Dr. Claudia Trippel.
„Für die Hochschule Kehl ist das Projekt Vielfalt@BW von essentieller Bedeutung. Kulturelle Diversität in den Verwaltungen des Landes ist nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels und der Verbesserung interkultureller Kompetenzen in der Verwaltung wichtig. Bei der Repräsentation aller Bevölkerungsgruppen in der staatlichen Exekutive handelt es sich letztlich auch um eine demokratische Herausforderung“, fasst der Rektor der Hochschule, Prof. Dr. Joachim Beck, das Projekt zusammen.
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